- EQUAL Projektverantwortliche in der Steiermark

Sie ist EQUAL-Projektverantwortliche in der Steiermark. Sie organisiert und koordiniert Projekte und Programme im Sozialbereich, die sie mit Partner abwickelt. Mit dem PPSP-Modell (public-social-private-partnership) werden alle Stakeholder an einen Tisch gebracht.

DIin Andrea Grabher ist EQUAL-Projektverantwortliche in der Steiermark. Nach einer Ausbildung zur Hauptschullehrerin, der Familienpause und dem Studium der Technischen Mathematik arbeitete sie einige Jahre mit den beiden steirischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsexperten Schnitzer und Naradoslawsky, bevor sie 2004 selbständig wurde, um im Europäischen Bereich Programme und Projekte zu akquirieren und mit Partnern abzuwickeln und um sich für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung in der Region einzusetzen.

Das europäische EQUAL Programm baut auf Entwicklungspartnerschaften auf, bei denen verschiedenen Organisationen im arbeitsmarktpolitischen Bereich zusammenarbeiten. In der Steiermark umfasst die Entwicklungspartnerschaft Public-Social-Private-Partnership 19 operative und strategische Partner. Zu den elf operativen Partner gehören Organisationen im Sozial- und Umweltbereich, die an konkreten Lösungen für soziales Zielsetzungen arbeiten, exemplarisch dafür Dienstleistungen entwickeln und aufbauen. Einrichtungen wie die Chance B in Gleisdorf oder die Schuldnerberatung Steiermark sind ebenso dabei wie die ÖKO-Service GmbH oder PASCH im Jugendbereich.

Das besondere an Public-Social-Private-Partnership ist die Zusammenarbeit und Beteiligung aller PartnerInnen bereits in der Entwicklung der Dienstleistung, wie Andrea Grabher am Beispiel des Projektes RISK ausführt: „Wir haben eine win-win-win-win-Situation oder win 4. Bei dem RISK-Projekt geht es darum, dass Jugendliche über ein Workshopprogramm ihre Lebensrisiken und den Umgang mit Geld besser kennen lernen. Die öffentliche Hand (public) unterstützt das Projekt unter anderem dadurch, dass Lehrlinge in Workshops geschickt und von der Schule freigestellt werden. Unternehmen (private) wie ÖAMTC, Casinos Austria oder auch Kastner&Öhler unterstützen das Kennenlernen der private Risiken, und Sozialeinrichtungen (social) moderieren die Projekte.“ Analog wird bei einem Projekt mit der Chance B vorgegangen, bei dem es um das „Arbeitplatznahe Wohnen für Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung“ geht.

Im Gespräch mit Andrea Grabher fallen mit stakeholder, social-return-on-investment, public-private-partnership Begriffe, die im Sozialbereich vor 5 bis 10 Jahren noch verpönt gewesen wären. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan, wie Grabher bestätigt: „Wir hatten vor einigen Jahren den ersten Kongress für Sozialwirtschaft in Österreich. Es gab damals bereits EQUAL Entwicklungspartnerschaften wie RepaNet (Reparaturnetzwerk Österreich), in denen es um Arbeit und Beschäftigung im Umweltbereich für vom Markt benachteiligte Menschen ging . Die Unternehmen, die diese Möglichkeiten schaffen, müssen in einem sehr hohem wirtschaftlichen Ausmaß rechnen und handeln . Heute zeichnet sich noch klarer ab: Es geht auch im Sozialbereich um ein betriebliches Wirtschaften unter einem sozialen Leitbild!“

Vor dem Hintergrund von Kürzungen im Sozialbereich ist Grabher eine Botschaft sehr wichtig: „Wir müssen wegkommen von dem Denken, dass die Gelder, die wir bekommen, Förderungen sind. Wir müssen verstärkt sagen, dass dies Investment ist, mit dem wir auch ein anderes Denken, einen eigenen Markt und faire Preise auch in diesem Bereich etablieren wollen!“ Dass es sich um deutlich mehr als Almosen handelt, weist sie am social-return-on-investment des Projektes House-Master nach. Die Chance B realisiert in der Osteiermark ein Projekt, in dem ältere Menschen mit zumindest einer Doppelbehinderung (Bedingung zur "Förderung") einen Arbeitsplatz finden und Dienstleistungen für Private und öffentliche Einrichtungen in Haus und Garten erledigen. Es konnte nachgewiesen werden, dass jeder Euro, der von der öffentlichen Hand investiert wird, Leistungen im Ausmaß von 13 Euro ergibt. Dies sind anfallende Steuerleistung, reduzierte Krankenhauskosten und nicht zu bezahlende Sozialhilfe bzw. Arbeitslosengeld.

Die Erfahrungen dieser und anderer Projekte werden in ein europäisches Netzwerk eingebracht, wobei der österreichische Beitrag ein PSPP-Manual ist, in dem die wichtigsten Instrumente der mehrdimensionalen Partnerschaft in ein Handbuch einfließen und anderen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Die nationalen Ergebnisse im Rahmen der EQUAL Aktivitäten wurden in einem CSR-Report verarbeitet, um auch anderen Einrichtungen Mut zu machen, Kooperation im Sozialbereich und das Thema Finanzierung offensiv anzugehen.

Den Begriff Nachhaltigkeit verbindet Grabher mit Beteiligung und Partizipation: „Ich denke, dass wir mit unseren PSPP Beispielen gut zeigen konnten, dass die Produkte und Dienstleistungen, die wir entwickeln, durch die Partizipation der verschiedenen Gruppierungen sozial angepasster und menschzentrierter sind als das, was am klassischen Markt entwickelt wird.“ Davon ausgehend definiert sie auch n achhaltiges Wirtschaften: „Nachhaltiges Wirtschaften müsste sich an dem orientieren, was sich Menschen, die in einer Gemeinschaft zusammenleben, an Lebensqualität und Entwicklungsmöglichkeiten wünschen. Das ist oft etwas anderes als ein globaler Markt und deswegen braucht es auch diese Partizipation, die stattfindet. Für mich ist die Orientierung an den drei Säulen der Nachhaltigkeit wichtig, aber auch das „Wie“. Hier habe ich in EQUAL sehr viel gelernt. Wenn wir unsere Dienstleistungen anschauen, dann haben wir versucht, im Umgang miteinander und in der Wertschätzung den anderen Menschen gegenüber die Aspekte von Gender, von Gleichstellungszielen zu berücksichtigen. Produkte entwickeln sich anders, wenn man sie aus der Sicht von Mann und Frau entwickelt. Weitere Aspekte kommen ganz klar hinein, wenn man im Sinne des diversity-managements die Bedürfnisse verschiedenster Zielgruppen in der Dienstleistungsentwicklung mit beachtet, seien dies Menschen mit Behinderung oder Jugendliche. Dies ist für mich sehr wichtig!“

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