- Projektleiterin für das Audit familien- und kinderfreundliche Gemeinde

Sie ist Vizebürgermeisterin in der südststeirischen Gemeinde Weinburg am Saßbach. Als Projektleiterin ist sie seit Sommer 2006 für das Audit familien- und kinderfreundliche Gemeinde zuständig.

Susanne Lucchesi Palli ist Vizebürgermeisterin in der südsteirischen Gemeinde Weinburg am Saßbach. Als Projektverantwortliche ist sie für den Auditprozess familien- und kinderfreundliche Gemeinde verantwortlich.

„Wo Kinder sind, da stehen auch Familien dahinter. Das ist mir bei der Informationsveranstaltung zum Audit familien- und kinderfreundliche Gemeinde bewusst geworden. Mir wurde klar, dass wir in der Vergangenheit zu wenig Augenmerk darauf legten, wie es den Kindern in unserer Gemeinde geht. Da wir uns als Wohngemeinde positionieren wollen, ist das Audit ein Weg für uns, um für mehr Lebensqualität für unsere Bürgerinnen und Bürger und die ansässigen Familien zu sorgen“ fasst Susanne Lucchesi Palli zusammen, worum es der Gemeinde Weinburg am Saßbach beim Audit familien- und kinderfreundliche Gemeinde geht.

Weinburg am Saßbach ist eine kleine Landgemeinde in der Südsteiermark. Etwas mehr als 1.100 Bürgerinnen und Bürger leben in fünf Dörfern. Der wirtschaftliche Schwerpunkt liegt in der Landwirtschaft, es gibt wenig Gewerbebetriebe, keine Industrie. Die Anzahl der Haupt- und Nebenerwerbslandwirte nimmt ab, viele Menschen pendeln zur Arbeit aus. Die Gemeinde versucht, sich als Wohngemeinde zu positionieren und als solche attraktiv zu werden. Es gibt einen Kindergarten und zwei Volksschulen, die Altersstruktur ist durch einen guten „Mittelbau“ geprägt. Vor diesem Hintergrund startete die Gemeinde im Sommer 2006 den Auditprozess familien- und kinderfreundliche Gemeinde.

Projektverantwortliche ist Susanne Lucchesi Palli, die seit 18 Jahren in der Gemeinde lebt und „eine klassische Familienkarriere“ mit Heirat, Kinder kriegen (zwei Söhne im Alter von 13 und 16 Jahren) und Haus bauen hinter sich hat. Als sie etwas mehr Zeit hatte, begann sie, sich über die Familie hinaus zu engagieren. Die HAK-Absolventin absolvierte einige Ausbildungen und ist nun in der Erwachsenenbildung als Sozial- und Berufspädagogin tätig. Im Jahr 2000 wurde sie als eine von zwei Frauen in den Gemeinderat gewählt, seit wenigen Monaten ist sie Vizebürgermeisterin, wobei ihre bisherigen Schwerpunkte in den Bereichen Soziales, Familien, Frauen, Kultur und Umwelt lagen.

Als Projektverantwortliche ist sie für die Durchführung des Audits familien- und kinderfreundliche Gemeinde zuständig, einem Prozess, den sie wie folgt erläutert: „Als Gemeinde schauen wir hin, wie ist die Situation jetzt und was wollen in unserer Entwicklung hinsichtlich Familien- und Kinderfreundlichkeit erreichen. Das Ganze ist ein bürgerinnen- und bürgernaher Prozess, an dem sich die Menschen beteiligen, es ist etwas, das wir gemeinsam für uns machen.“ Durch eigene Veranstaltungen, Berichte in verschiedenen Medien und Zwischenberichte bei Veranstaltungen wurde der Prozess bekannt gemacht. Dadurch ist der Prozess nicht nur am Laufen geblieben, sondern er wurde immer wieder belebt. Eine große Errungenschaft sieht Lucchesi Palli darin, dass erhoben wurde, was es in der Gemeinde gibt und wie die Menschen mit dem Angebot zufrieden sind: „Uns hat sehr gefreut, dass die Menschen mit dem, was es an Angeboten gibt, grundsätzlich zufrieden sind und diese Zufriedenheit auch zum Ausdruck brachten. Andererseits ist aber auch herausgekommen, dass zum Beispiel die ärztliche Versorgung speziell im Hinblick auf eine Kinderärztin, einen Kinderarzt ein Thema ist und dass ältere Menschen, die immobil sind, Schwierigkeiten haben, die tägliche Versorgung aufrecht zu erhalten. Der Wegfall von Nahversorger, von Bank und Post, die in ländlichen Gemeinden schlechter werdende Struktur, ist ein akutes Problem!“

Beim Audit wird aber nicht nur der IST-Zustand erhoben, es werden auch Ziele für die zukünftige Arbeit definiert. Lucchesi Palli dazu: „Unsere Ziele betreffen jetzt verschiedene Altersgruppen. Einerseits wollen wir der Jugend die Möglichkeit geben, ihre Freizeitaktivitäten im Ort selbst zu gestalten. Andererseits möchten wir die Eltern in ihrem Bestreben unterstützen, einen Kinderarzt in den Bezirk zu bekommen, wobei wir das gemeindeübergreifend auf Bezirksebene forcieren. Für ältere Menschen wollen wir nun einen Einkaufsdienst mit Hauszustellung und anderen Schwerpunkten organisieren.“

Um die von der Bevölkerung artikulierten Wünsche in den nächsten Jahren zu realisieren, wurden kurz-, mittel- und langfristige Projekte formuliert, und es wurden Umsetzungsbeschlüsse im Gemeinderat gefasst. „Wir beginnen jetzt zum Beispiel mit der Errichtung eines Mehrzweckplatzes für die Jugend, ab Herbst gibt es im Kindergarten Englischstunden und mit den älteren Menschen setzen wir uns nochmals zusammen, um dezidiert abzufragen, was sie gerne umsetzen möchten. Es ist eine Politik der kleinen Schritte, bei der uns wichtig ist, dass die Anliegen von den Menschen kommen und die Projekte mit den Menschen umgesetzt werden. Es sind keine Aktivitäten, die die Gemeinde sozusagen abgekoppelt betreibt“ erläutert Lucchesi Palli. Sie führt aus: „Durch den Prozess und durch die Treffen wurde eine Gemeinsamkeit geschaffen, eine gemeinsame Arbeitsbasis im weitesten Sinn. Die Menschen erklären sich bereit, etwas einzubringen von ihrer Zeit, von ihrer Energie, von ihren Ideen und das stärkt die Identität in der Gemeinde.“

Gemeinden, die den Auditprozess „Familien- und kinderfreundliche Gemeinde“ durchführen wollen, rät Lucchesi-Palli, eine professionelle Begleitung zu organisieren: „Die externe Begleitung hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Prozess von der Bevölkerung so gut angenommen wurde. Diese Unterstützung wurde uns durch das Land Steiermark gewährt. Ich glaube, dass der Prozess für eine Gemeinde selbst doch mühsamer ist, wenn sie sich da allein durchkämpfen muss, weil der Prozess gewissen Regeln unterworfen ist“. Nach dem mehrmonatigen Prozess, der vor dem Sommer 2007 von einer externen Gutachterin evaluiert wird, erhält die Gemeinde voraussichtlich im Herbst 2007 das Grundzertifikat „familien- und kinderfreundliche Gemeinde“ durch die Familienministerin für drei Jahre verliehen. Lucchesi-Palli fasst den Prozess nach kurzem Nachdenken mit dem Begriff „slow motion“ zusammen: „Es ist etwas, das sozusagen langsam beginnt und ein eigenes Tempo entwickelt. Wenn das Rädchen aber dann einmal rollt, dann ist es in positiver Weise nicht mehr aufzuhalten. Also man könnte das nicht rückgängig machen und das ist sehr positiv!“


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