- Initiator des Acht-Städte-Gutscheins

Er ist Kleinunternehmer in Feldbach. Er hat den Acht-Städte-Gutschein der Osteiermark initiiert und damit zur Entstehung der "Oststeiermarkt" beigetragen , die mit rund 1.000 Unternehmen das größte Einkaufszentrum Österreichs ist. Dadurch bleibt die Kaufkraft in der Region erhalten, Arbeitsplätze we rden gesichert....

Die Städte der Oststeirmark sind mit großen Veränderungen konfrontiert. Dazu zählt nicht nur die EU-Erweiterung, sondern auch der tiefgreifende strukturelle Wandel des Handels mit einer Verlagerung von den innerstädtischen Zentren hin zu überregionalen Einkaufszentren an den Verkehrsknotenpunkten. Während es in anderen Regionen vor allem individuelle Konzepte gibt, mit denen diesen Herausforderungen begegnet werden soll, haben sich in den Jahren 2002 und 2003 acht oststeirische Städte zu einer Kooperation zusammengeschlossen. Ihr Initiator Walter Imp ist selbst Kleinunternehmer und Sprecher des Projektträgers Tourismusverband Feldbach. Im Gespräch mit Miha Tavcar erzählt er, wie es gelungen ist, die oststeirische Region nachhaltig zu beleben.

Tavcar: Herr Imp, wie ist es zur Verwirklichung der Oststeirischen Städtekooperation gekommen?

Imp: Die Idee stammt von mir. Um der Aushungerung des innerstädtischen Handels und Gewerbes durch die großen Einkaufszentren vor den Städten entgegenzutreten – für uns in der Oststeiermark sind selbst die Einkaufszentren vor den Toren Wiens und Graz` echte Mitbewerber – haben sich acht Städte, acht Wirtschaftsorganisationen, acht Tourismusverbände und acht Bürgermeister zusammengeschlossen. Mit dieser Fläche und rund 1000 Unternehmen sind wir das größte Einkaufszentrum Österreichs und für das nächste Jahrzehnt gerüstet.

Tavcar: Welche Städte und welche Wirtschaftsorganisationen sind an dem Projekt beteiligt?

Imp: Es beteiligen sich Tourismusverbände Friedberg, Fehring, Feldbach, Fürstenfeld, Gleisdorf, Hartberg, Bad Radkersburg und Weiz. Jedes Projekt hat es anfangs schwer, aber die Wirtschaftskammer Steiermark und das EU-Regionalmanagement Oststeiermark haben uns von Anfang an unterstützt. Die Agentur Freiraum Graz hat mit mir die Vision zu Papier gebracht, und mit dieser Arbeit sind wir dann an das Land, an die Stadtgemeinden und an die Bürgermeister herangetreten.

Tavcar: Zu den Arbeitsbereichen, denen sich die Partner der Kooperative widmen, gehören etwa die Weiterentwicklung der Stadt-Land Beziehungen, die Kultur und Veranstaltungskooperation, ein gemeinsames Gästemarketing, die Internationale Kooperation oder der Bereich Standortmarketing, Innovation und Unternehmensgründung. Wie kann man sich die Arbeitsaufteilung vorstellen?

Imp: Jede Stadt ist für einen Bereich verantwortlich. Die Aufteilung der Arbeitsbereiche erfolgt themenbezogen – wir in Feldbach kümmern uns zum Beispiel um den 8-Städte-Gutschein, Gleisdorf kümmert sich um die Kultur usw. Jede Stadt nimmt sich also eines Bereiches an. Ohne die Kooperation wäre das Ganze in dieser Form natürlich nicht möglich. Es hat auch ein ganz anderes Gesicht, wenn man etwa beim Land um Förderungen vorstellig wird und an die 1000 Unternehmen hinter sich hat.

Tavcar: Das heißt, dass das Management der Kooperation durch die beteiligten Städte und Wirtschaftsorganisationen selbst durchgeführt wird und dabei keine neuen Verwaltungsstrukturen aufgebaut werden müssen?

Imp: Überhaupt nicht, weder personell, noch verwaltungstechnisch. Wir begleiten das ganze Projekt in unseren Büros mit, da wir alle finanziellen Mittel direkt für die Unternehmer einsetzen wollen.

Tavcar: Finanziert sich das Projekt von selbst, oder müssen Sie auf externe Geldquellen zurückgreifen?

Imp: Wir haben von der Steirischen Wirtschaftskammer, den Gemeinden und den Verbänden eine Grundfinanzierung bekommen, damit wir überhaupt beginnen konnten. Dieses Geld ist natürlich projektbezogen. Wir wollen auch in Zukunft Projekte entwickeln und uns dann gemeinsam um die Finanzierung kümmern. Besonders stolz macht mich, dass 34 Banken einen großen Part der Abwicklung des Oststeirischen 8-Städte-Gutscheines übernehmen und somit ebenfalls die Wirtschaft und die Unternehmen unterstützen.

Tavcar: Durch die EU-Erweiterung und den strukturellen Wandel des Handels hat sich die Lage vor allem für Unternehmer geändert. Welche konkreten Konsequenzen haben diese beiden Herausforderungen für die oststeirische Wirtschaft?

Imp: Die großen Einkaufszentren haben natürlich negative Auswirkungen für die Städte und ihre Unternehmer, da es zu einem Abfluss der Kaufkraft kommt. Dem versuchen wir mit unserer Organisation positiv entgegenzuwirken: Wir nehmen die Herausforderung einfach an. Dasselbe gilt für die EU-Erweiterung: Mit unseren tausend Unternehmen sind wir vorbereitet und sichern dadurch in der gesamten Oststeiermark – nicht nur in den Städten – Arbeitsplätze.

Tavcar: Welche langfristigen Ziele verfolgt die Städtekooperation?

Imp: Neben der allgemeinen Belebung der Innenstädte sind uns insbesondere die Kaufkraftbindung und die regionale Wertschöpfung wichtig; wir wollen Betriebsansiedlungen fördern und den Wirtschaftsstandort stärken. Wir sind aber auch dabei, das kulturelle Leben zu vernetzen. Das ist besonders in den Innenstädten wichtig ist, um, wie gesagt, nicht nur die Region zu stärken, sondern auch unseren vielen Gästen Entsprechendes zu bieten.

Tavcar: Sie haben sich also sowohl im wirtschaftlichen als auch im kulturellen Bereich Projekte vorgenommen. Können Sie ein paar der umgesetzten Projekte – etwa den 8-Städte-Gutschein – erläutern?

Imp: Der 8-Städte-Gutschein kann bei fast 1000 Unternehmen eingelöst werden und hat außerdem den Vorteil, dass man, da man ja nicht immer weiß, was man jemandem kaufen soll, mit dem Gutschein ein Sortiment von Hunderttausenden von Artikeln schenkt. Die Rückmeldungen sind sehr positiv, denn man schenkt hier nicht bloß einen Gutschein, sondern sichert gleichzeitig Arbeitsplätze. Insofern ist es ein nachhaltiges Projekt.

Tavcar: Mit dem oststeirischen Kultursommer, dem oststeirischen Advent und anderen laufenden Aktivitäten soll die Oststeiermark das ganze Jahr hindurch zu einem Erlebniszentrum werden. Welche Projekte haben Sie sonst noch in Angriff genommen, um ganzjährigen sanften Tourismus zu gewährleisten?

Imp: Untersuchungen haben gezeigt, dass insbesondere in den Städten das kulinarische Angebot nicht in der Form gegeben ist, die sich der Kunde wünschen würde. Nun sind wir dabei, mit der Hotelfachschule Bad Gleichenberg und dem Land Steiermark ein Projekt zu starten, damit die acht Städte regelrecht eine Schmankerlstraße bilden können. Es soll also auch in diesem Bereich Förderungen geben. Im kulturellen Bereich gibt es ja bereits Jugendbandwettbewerbe, Volksmusik und und und... In den nächsten Jahren wird Kultur einen besonders hohen Stellenwert in der Städtekooperation einnehmen.

Tavcar: Mit über 1000 Unternehmen haben Sie, wie es auf Ihrer Homepage heißt, einen „Oststeiermarkt“ geschaffen.

Imp: Das stimmt; ein weiteres Ziel wird sein, in Slowenien und Ungarn Verkaufsstellen einzurichten, und es gibt auch schon Gespräche, denn wir werden natürlich Partner dazu brauchen. Wir wollen auch über die Grenzen schauen, um unsere schöne Oststeiermark zu verkaufen.

Tavcar: Mit der Schlösserstraße, den Thermen, der Apfelstraße, den Weinstraßen und den Buschenschänken scheinen die Voraussetzungen ja ideal zu sein.

Imp: Wir haben sehr gute Voraussetzungen; ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unseren Gästen auch in Zukunft einiges zu bieten haben werden.

Tavcar: Wenn Sie nach etwa zwei Jahren Laufzeit eine Bilanz ziehen, in welchem Ausmaß hat die oststeirische Wirtschaft von der Städtekooperation profitiert?

Imp: In erster Linie über die Nahversorgungsinitiative, in deren Rahmen über 400 Unternehmen bis zu 24.900 Euro an direkter Marketingförderung vom Land bekommen haben. Das war natürlich auch für die Unternehmer eine große Hilfe. Wir sind nun marketingmäßig für die EU-Erweiterung vorbereitet.

Tavcar: Würden Sie sagen, dass Sie nach den ersten zwei Jahren des Projektes Ziele wie eine Stärkung der oststeirischen Innenstädte, der regionalen Wertschöpfung und der regionalen Kaufkraft bereits nachhaltig erreicht haben, dass die Region also nicht nur eine kurzzeitige wirtschaftliche und kulturelle Belebung erfahren hat, sondern diese Dynamik auch in Zukunft beibehalten werden wird?

Imp: Wenn man sich die Verkaufszahlen des 8-Städte-Gutscheins ansieht, kann man auf alle Fälle von Nachhaltigkeit sprechen. Es ist dokumentiert, dass auf diese Weise Arbeitsplätze gesichert werden. Hätten wir diesen Weg nicht gewählt, dann würde j etzt jeder als Einzelkämpfer durch die Gegend stapfen und wir müssten uns in ein paar Jahren wahrscheinlich sowieso zusammenschließen. Auch die größeren Städte haben erkannt, dass man nur durch einen Zusammenschluss wettbewerbsfähig ist. Besonders wichtig war es, dass durch die 8-Städte-Kooperation für die vielen Kleinunternehmer eine Plattform geschaffen worden ist. So werden sie überregional mitgetragen, und das ist ein großer Erfolg.

Tavcar: Herr Imp, die Idee zur Oststeirischen Städtekooperation stammt ja von Ihnen, einem der vielen Kleinunternehmer aus der Region. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie persönlich?

Imp: Für mich persönlich ist Nachhaltigkeit wie ein Baum, der Früchte trägt, die man dann erntet, aber nicht nur einmal, sondern der Baum soll immer wieder Früchte tragen. Das ist Nachhaltigkeit.

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