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- Seniorenstudentin und Gründerin der GEFAS Steiermark

Sie hat als Seniorstudentin an der Universität Graz die GEFAS Steiermark gegründet, eine überparteiliche Non-Profit-Organisation, die sich für ein besseres Miteinander von Jung und Alt einsetzt!....

Die GEFAS Steiermark ist eine überparteiliche Non-Profit-Organisation, die ältere Frauen und Männer dabei unterstützt, mehr aus ihrem Leben zu machen. Sie entstand aus einem Programm zur Unte-stützung älterer Studierender an der Karl-Franzens-Universität Graz und sie betreut nun eine ganze Reihe von Projekten, die unter anderem eine Überbrückung der Distanz zwischen alten und jungen Menschen zum Ziel haben.Gründerin der GEFAS und ihre Vorsitzende ist Dr. Rosemarie Kurz, die sich als Seniorenstudentin Ende der 80er Jahre im Seniorenreferat der Hochschülerschaft Graz engagierte. Auf ihre Initiative hin wurde das Seniorenreferat Mitte der 90'er Jahre in ein Generationenreferat umgewandelt, eine Entscheidung, die sich später als richtig erwies: an allen anderen Universitäten wurden die Seniorenreferate geschlossen, in Graz gibt es das Generationenreferat samt Budget und Räumlichkeiten noch immer. Als Referentin muss Rosemarie Kurz jedes zweite Jahr vom neu gewählten Vorsitz der Universitätsvertretung gewählt werden. Es ist für Kurz von großer Bedeutung in diesem Gremium präsent zu sein und sich auch einzumischen , wenn die Fragestellungen wichtig sind. „Meine Chefs werden immer jünger und ich stelle in der ÖH UNI Graz ein Kontinuum dar. Diese Langzeittätigkeit hat seine Vorteile, denn es erleichtert die Festigung von Strukturen. Die Universitätsvertretung der Studierenden setzt also ein Zeichen der Generationenverbundenheit.

Auch die Gründung der GEFAS war eine spannende Angelegenheit. "Wenn Du eine GEFAS gründest, dann bist Du nicht mehr ÖH-Referentin" lautete die deutliche Warnung jüngerer ÖH-Kollegen, aber der unerwartet große Ansturm auf Programme auf die Programme führten letztlich dazu, die GEFAS im Jahr 1991 als Gesellschaft zur Förderung der Alterswissenschaften und des Seniorenstudiums an der Universität Graz ins Lebem zu rufen. Rosemarie Kurz dazu: "Ich habe immer versucht, nicht den Egozentrismus, den Gruppenzentrismus in einer Zeit zu propagieren, wo immer mehr Menschen älter werden, mir geht es darum, die Generationenverbundenheit weiter zu bringen. Mit der Gründung der GEFAS hat sich herausgestellt, wir eine Lücke gefüllt haben, die für die anderen Seniorenorganisationen als nicht interessant oder als nicht verfolgungswürdig angesehen wurde."

Rosemarie Kurz wirkt mit ihren 69 Jahren dynamischer und jugendlicher, als manch ein Studierender, der zu ihrer Enkelgeneration gehören könnte. Darauf angesprochen, wie man so jung bleibt, führt sie es auf ihr Engagement und den Zusammenhalt der Generationen zurück und zitiert einen Satz von Albert Schweitzer: "'Mit dem Alter runzelt die Haut, mit der Furcht runzelt auch die Seele.' Was einen wirklich jung hält, innerlich jung erhält, ist die Begeisterung. Die Begeisterung fürs das Leben, die Begeisterung für das Zusammenleben."

Ein Begriff, der im Gespräch mit ihr immer wieder vorkommt, ist der Generationengedanke, die Solidarität zwischen den Generationen: "Ich bin davon überzeugt, dass es eine Sicherheit für die Alten nur dann gibt, wenn es Jobs für die Jungen gibt. Daher setzen wir uns für ein Miteinander der Generationen ein." Zu einem der bekanntesten generationenübergreifenden Projekte zählt das Projekt "Storyline - das Klassenzimmer wird zum Treffpunkt der Generationen", bei dem ältere und junge Menschen gemeinsam die Schulbank drücken. Für dieses Projekt erhielt die GEFAS 1999 einen Hauptpreis des Bundes-mini-sterium für Umwelt, Jugend und Familie. Aber auch der Besuch in Volksschulen und Kindergärten gehört zu den Projekten für ein Miteinander der Generationen. Mit "Wohnen für Hilfe" wird Studierenden die Möglichkeit geboten, gegen Mithilfe im Haushalt günstig Wohnraum zu bekommen (1 Stunde Arbeit pro Monat und Quadratmeter), durch den "Internationale Tea" kommen ältere Menschen und junge ausländischen Studierenden zusammen, denen dadurch eine Art Begleitung für ein Jahr angeboten wird.

Neben den generationenübergreifenden Projekten setzt die GEFAS vor allem auf Aktivitäten, mit denen Menschen bei der Neuausrichtung ihres Lebens geholfen wird. Das bekannteste Projekt ist "Changing Track" (Spurwechsel), das als Entwicklungsprojekt mit Glasgow, Rüsselsheim und Peruca durchgeführt wurde. Dabei wurde festgestellt, dass älter werdende Frauen unabhängig von ihrem kulturellen oder persönlichen Hintergrund fünf Themen gemeinsam haben. Es sind dies die Biographie als die Ressource, aus der sie schöpfen können, die Frage nach der Identität in Abhängigkeit vom Alter, die Leiblichkeit und damit der eigene Körper, die Kreativität als Lebenskunst und die Partizipation als Beitrag für die Gesellschaft. Dieses Programm wird von Männern und Frauen unterschiedlich stark angenommen, berichtet Rosemarie Kurz: "Bei Frauen ist die Nachfrage immens, weil Frauen mit dem Alter 50+ den Impetus haben, sich mit dem Älter werden zu beschäftigen. Bei Männer ist das leider nicht so, weil das Image, unter dem Männer älter werden, die Leistungsfähigkeit ist, die sie bis in die 80er Jahre hinein prägt! Schön langsam gibt es aber auch bei Männern eine Nachfrage nach diesem Programm, weil sie mir zum Beispiel bei Vorträgen immer wieder vorwurfsvoll sagen "Sie haben ja nichts für Männer". Ich kann ihnen dann nur antworten, dass ich nicht für Männer Programme machen kann und ich lade sie ein, zu uns zu kommen und selbst ein Programm zu machen, bei dessen Ausarbeiten wir sie unterstützen!"

Die Beschäftigung mit der Frage nach dem Sinn in der nachberuflichen Phase kann nicht früh genug einsetzen. Rosemarie Kurz bringt zur Erläuterung das Beispiel eines Beamten, dem sie dieses Thema vor seiner Pension nahe bringen wollte, was ihr aber nicht gelungen ist: "Jetzt, ein Jahr nach seiner Pensionierung, habe ich ihn wieder getroffen und er hat mir erzählt, dass er mit der Pensionierung in eine tiefe Depression gefallen ist und nun weiß, dass die Verdrängung des Themas ein Fehler war!". Um Menschen vor der Pensionierung diesen Spurwechsel zu erleichtern, wird beispielsweise in Ein-Tages-Seminaren in Unternehmen wie der Steiermärkischen Sparkasse gezeigt, wie dieser Umstieg in die nachberufliche Phase gelingen kann.

Das Miteinander der Generationen zeigt sich auch im Logo der GEFAS, das einen jungen und einen alten Elefanten darstellt. Rosemarie Kurz dazu: "Man sagt den Elefanten hohes Alter im Tierleben nach, auch Weisheit und Erfahrung. Sie gehen in der Herde mit den Jungen und bei Wasserknappheit erinnern sich die älteren Elefanten an die Wasserstellen. Wird endlich eine Wasserstelle gefunden, dann graben die starken Elefanten die Wasserstelle aus und es bekommen zuerst die jungen Elefanten zu trinken, weil der Bestand der Elefantenherde wichtig ist. Erst wenn die Jungen getrunken haben, kommen die Alten dran. Wenn die Elefanten unterwegs sind, dann ist der Trott so gehalten, dass Alt und Jung mithalten können und wenn das Leben eines Elefanten zu Ende geht, dann gruppiert sich die Herde um diesen sterbenden Elefanten."

Um die persönliche Definition einer zukunftsfähigen Gesellschaft gebeten, antwortet Rosemarie Kurz folgendermaßen: "Es geht darum, dass wir eine Welt schaffen, in der wir junge Menschen willkommen heißen. Ich habe zwei Kinder und sechs Enkelkinder im Alter zwischen sechs Monaten und 9 Jahren. Neben meinem Engagement in der GEFAS ist es mir ebenso wichtig, für diese Generation zu leben und für sie da zu sein, wirklich da zu sein. Sie sollen das Gefühl haben, da ist also die Großmutter, die aus einer anderen Zeit stammt, die aber bemüht ist und versucht, mich zu verstehen. Es ist ungeheuer wichtig, dass wir Alten sagen: Wir sind alt, damit die Jungen jung sein können. Diesen Jugendwahn, dieses Nacheifern mit den unterschiedlichen Operationen, Haare färben und dem Jagen nach einem verlorenen Image, halte ich nicht für sinnvoll. Ich finde es sinnvoll, dass Ältere alt sind, damit die Jungen jung sein können: beides hat seine Schönheiten und kann eben nur in dieser Polarität existieren. Es gibt einen zweiten Aspekt, wenn ich an unser Pensionssystem denke, das von Bismarck für 5% der Bevölkerung als Invaliditätsrente aufgebaut worden ist und das in der Zwischenzeit 30% Bevölkerung umfasst. Ich würde dieses Thema global gesellschaftlich sehen und es müßten sich die Älteren dessen bewußt sein, dass diese Art der Versorgung, die wir jetzt haben, den Jüngeren nicht mehr zu Verfügung stehen wird. Da ist einfach mehr Gemeinsamkeit notwendig!"

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